„DER HERR IST AUFERSTANDEN! ER IST WAHRHAFTIG AUFERSTANDEN!“

Der Mathematiker Bernhard Russel (1872-1970) meinte, falls Gott ihn einmal fragen würde, warum er nicht an ihn geglaubt habe, dann würde er sagen: „Nicht genug Beweise, Gott, nicht genug Beweise.“ Im Blick auf die Auferstehung Jesu scheint dies nicht anders.

Beweise werden nicht nur von Mathematikern gefordert. Auch Thomas hatte nur ein müdes Lächeln, als seine engsten Freunde ihm erzählten, dass Jesus lebt. Er wollte den Herrn selbst sehen, ihn berühren, das Unbegreifliche „begreifen“.

Nun nimmt das Neue Testament die „Fakten“ um die Auferstehung Jesu durchaus ernst – und weiß doch, dass sie nur den historischen Rand beschreiben, nicht das Ereignis selbst. Zu den Fakten gehört zunächst das Begräbnis Jesu. Übereinstimmend heißt es, Joseph von Arimathia, habe den Leichnam Jesu in sein eigenes Felsengrab legen lassen. Die nach jüdischem Brauch aufwändig vollzogene Balsamierung zeigt, dass mit einer Auferstehung niemand rechnete.
Kein Zweifel besteht auch hinsichtlich des leeren Grabes, das selbst die Gegner Jesu bezeugen. Doch zeigt das von ihnen gestreute Gerücht, die Jünger hätten den Leichnam Jesu gestohlen, dass das leere Grab allein noch keinen Auferstehungsglauben begründet.

Schließlich gibt es Berichte über Begegnungen mit dem Auferstandenen, die in sich aber merkwürdig widersprüchlich sind: Man erkennt den Herrn und erkennt ihn doch wieder nicht; berührt ihn und kann ihn doch nicht fassen; er ist derselbe und doch ganz anders. Dies alles ist irritierend – zu irritierend, um an eine absichtsvolle Erfindung zu denken. So paradox es klingt: Gerade die Widersprüche werden zu einem Beleg für die Glaubwürdigkeit der Zeugen. Offenbar geht es um die Irritation angesichts einer Wirklichkeit, die irdisch nicht mehr zu fassen war. Deshalb stammelt die Sprache und aus dem Stammeln formen sich – wie bei Thomas – die ersten Bekenntnisse. „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28)

Gerade dieses Bekenntnis des „zweifelnden“ Thomas zeigt, dass die Begegnungen mit Jesu für die Urgemeinde zum christologischen „Urknall“ wurden. Sie machten offenbar, wer Christus wirklich ist: „Mir ist gegeben alle Vollmacht im Himmel und auf Erden… Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Welt.“ (Mt 28,17ff.). Diese Worte – aus der Mitte des Weltalls gesprochen – offenbaren den Gekreuzigten als den Sinn und das Ziel aller Geschichte. In der Auferweckung von den Toten spricht Gott zu Jesus Christus sein ewiges JA. Es ist das JA zu einer Liebe, die immer nur „suchte und rettete, was verloren ist“ (Lk19,10) Am Kreuz scheint diese Liebe zu scheitern. Im Lichte der Auferstehung aber ist das Kreuz nicht mehr das Scheitern, sondern die Vollendung dieser Liebe. Sie hat das Böse besiegt, die Sünde erledigt, den Tod entmachtet.

Das macht uns zu Hoffenden. Jetzt „muss ja alles gut werden, weil Christus auferstanden ist.“ (F. Bodelschwingh); jetzt – da ihm alle „Vollmacht“ gegeben ist. Er wird nicht eher ruhen, bis diese aus so vielen Wunden blutende Welt verwandelt sein wird in einer neuen Schöpfung. Mit dem Auferstandenen leben heißt, Zeuge dieser Hoffnung zu sein. Es heißt, sich täglich in neuer Kraft zu erheben und schon mitten in Leben zum „Leben auferstehen“ – und am Ende darauf zu vertrauen, dass der Tod keine Hände hat.

Zweifellos bleibt Auferstehung eine Zumutung an unser Denken. Wie die Jünger können auch wir nur zweifeln, stammeln – und staunen. Doch der Auferstandene tritt auch heute noch durch verschlossene Türen. Und wo er eintritt, überrascht er die Menschen mit Freude. Sie verstehen, ohne gleich alles zu begreifen, denn „gewisse Dinge verstehe ich nicht mehr, wenn ich sie begriffen habe.“ (H. Waggerl)

Johannes Berthold, Vorsitzender des Sächsischen Gemeinschaftsverbandes